Keto und Abnahme

Keto und Migraene – ein Interview mit Anne Goldhammer-Michl

"Nicht möglichst schlank sein ist das Ziel, sondern möglichst gesund" - ein Interview mit Anne zum Thema Keto und Migraene

Anne Goldhammer-Michl Keto und Migraene

Avocadooo – hinter diesem Namen steckt die sympathische Wahl-Münchenerin Anne Goldhammer-Michl, die mir heute für ein Interview zum Thema „Keto und Migraene“ Rede und Antwort gestanden hat. Vielen Dank dafür!

Anne ist ausgebildete Ernährungsberaterin, ihre Liebe zum Kochen begann jedoch schon früher. So ist sie nicht nur Ernährungsberaterin, sondern auch Statistikerin und gelernte Köchin. Schon in jungen Jahren machte ihr Migräne zu schaffen, gegen die zunächst nur Triptane halfen. Für einige Jahre funktionierte das gut; dann jedoch wurden die Migräne-Anfälle häufiger. Sie vermutete einen Zusammenhang zwischen den Triptanen und der Anfallshäufigkeit, was von der Schulmedizin jedoch als Nebenwirkung ausgeschlossen wurde.

Also begann sie, selbst zu recherchieren. Sie stieß auf die Seite von Peter Mersch (miginfo.de) und hörte zum ersten Mal von einer kohlenhydratreduzierten Diät. Diese sollte helfen, die Migräne in Schach zu halten. Zunächst skeptisch, probierte sie es dann aber doch aus. Heute berichtet sie uns, wie es ihr mit der Ernährung bisher ergangen ist und welche Vorteile sie daraus gezogen hat. Keto und Migraene – heute erzählt sie uns, wie gut das für sie funktioniert hat!

Anne, wann hast du begonnen mit der ketogenen Ernährung?

2012 habe ich das erste Mal auf der Seite von Peter Mersch davon gelesen, dass eine kohlenhydratreduzierte Ernährung bei Migräne helfen kann. Dass Keto und Migraene zusammenpassen, war damals schon seine Erkenntnis. Er schrieb auch von einem Fettstoffwechsel. Davon hatte ich noch nie gehört! „Das kann nicht gesund sein“, dachte ich mir, und konnte mich erstmal nicht dazu durchringen, diese Ernährung zu probieren. Stattdessen verfolgte ich erst einmal einen anderen Ansatz, um die Migräne in den Griff zu bekommen. Von heut auf morgen nahm ich keine Triptane mehr ein, trank keinen Kaffee mehr und verbannte Schokolade.

Ein Jahr später, probierte ich es doch mit dieser Low Carb Ernährung.

Das brachte tatsächlich auch einen kleinen Erfolg: Die Migräneattacken waren weniger schlimm, aber immer noch recht häufig. Es ging mir besser, aber so richtig zufrieden war ich noch nicht.

Dann, ein Jahr später, probierte ich es doch mit „dieser Low Carb Ernährung“. Ich hatte einfach nichts mehr zu verlieren. Das habe ich dann gnadenlos durchgezogen, von einem Tag auf den anderen – vom Kohlenhydrat-Junkie zu Keto!

Hui, das war ein radikaler Einschnitt – wie ging es dir damit?

Erstmal richtig schlecht! Tatsächlich sogar deutlich schlechter als vorher. Das ging dann 3 Monate so, also wirklich lange. In dem Forum von Peter Mersch las ich dann aber, dass man eher in Monaten als in Wochen denken muss, und dass es nach und nach besser wird. Das war für mich beruhigend zu wissen, dass es einfach so lange dauern kann.

Keto und Migraene ist keine ganz einfache Kombi. Es braucht Geduld und Durchhaltevermögen.

Danach ging es dir also besser? Was hat sich für dich verändert?

Nachdem ich einige Monate ketogen gegessen hatte, veränderte sich sehr viel zum Positiven. Ich

  • konnte besser schlafen
  • hatte viel bessere Laune (das war wirklich auffällig, wie gute Laune ich auf einmal hatte)
  • hatte viel weniger und weniger stark Migräne
  • war satt nach dem Essen, und das war für mich ein echtes Highlight! Diese ständige Suche nach Essen hat aufgehört.
  • Dadurch, dass mein Blutzucker durch keto sehr stabil war, waren mein Körper und ich nicht mehr so gestresst.
    Auch mein Fettstoffwechsel war nun trainiert. Das alles wirkte sich extrem positiv auf die Migräne aus.

 

Du hast also die klassischen Vorteile der ketogenen Ernährung erlebt! Hast du die Ketose gemessen, oder war dir einfach klar, dass du jetzt im Fettstoffwechsel bist?

Für mich als Migräniker war es sehr wichtig, große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden und den Fettstoffwechsel wieder zu aktivieren.

Ich habe die Ketose nur anfangs mit den Urinsticks gemessen. Danach habe ich einfach die Kohlenhydrate gezählt. Das heißt ich habe nicht mehr als 20 g Kohlenhydrate am Tag, bzw. nicht mehr als 5 g pro Mahlzeit zu mir genommen.

Für mich als Migräniker war es sehr wichtig, große Blutzuckerschwankungen zu vermeiden und den Fettstoffwechsel wieder zu aktivieren. Darin lag für mich die Erfolgschance, die Migräne zu reduzieren und zu mildern. Darum habe ich das dann auch zwei Jahre durchgezogen.

Hast du die Ketose dann nach zwei Jahren beendet?

Ja, nach zwei Jahren hatte mein Körper den Fettstoffwechsel wieder erlernt und war durch den stabilen Blutzuckerspiegel viel ausgeglichener. Allerdings wollte ich auch nicht den Rest meines Lebens ketogen unterwegs sein, denn strenges Keto ist schon auch einschränkend. Sogar beim Gemüse muss man aufpassen. Nach und nach habe ich dann eine größere Gemüseauswahl gegessen, aber weiterhin die offensichtlichen Kohlenhydrate aus Getreide, Reis etc. weggelassen.

Also zurzeit esse ich schon noch kohlenhydratreduziert, aber nicht mehr ketogen. Mir geht es damit prima!

Übergewicht war vermutlich nie ein Thema für dich, oder?
Was rätst du Menschen mit Übergewicht, die zu dir in die Beratung kommen?

Tatsächlich war ich selbst auch übergewichtig. Das fing mit der Pubertät an, und meine Ausbildung zur Köchin war dann nicht gerade hilfreich. Ich habe sehr viel Süßigkeiten gegessen und fast ausschließlich Limo getrunken. Mein großes Problem war, dass ich sehr häufig essen musste. Nach spätestens zwei Stunden brauchte ich Nachschub – allein schon, um Hunger und damit Migräne vorzubeugen.

Jetzt, nach Keto, ist mein Fettstoffwechsel trainiert und ich schaffe es locker, 4-5 Stunden ohne Essen auszukommen. Mein Hunger- und Sättigungsgefühl ist wieder in Ordnung.
Das ist ja meist auch das Problem bei Adipositas – die Hormone die für Sättigung und Hunger zuständig sind, sind durcheinandergeraten. Dazu kommt oft eine Insulinresistenz. An der Stelle ist Low Carb bzw. LCHF und Keto sehr hilfreich.

Ich habe in der Beratung oft auch junge Mädchen, die essen wirklich nicht viel. Aber sie essen das Falsche. Ich bin der Meinung: 1 Kalorie ist nicht 1 Kalorie. Es kommt vielmehr darauf an, woraus diese Kalorie besteht! Eiweiß und Fett wirken im Körper ganz anders als Kohlenhydrate. Hier ist mein Tipp: Trau dich, mehr Fett zu essen und die Kohlenhydrate zu reduzieren.

Wichtig ist aber immer auch eine gute Versorgung mit Ballaststoffen und Mikronährstoffen, daher sollte eine Ernährung nie einseitig sein. Wenn man genug Eiweiß und Fett in der Ernährung hat, erlebt man ein schönes Gefühl von Sättigung. Dann stellt sich auch dieses Gefühl von Zufriedenheit ein, so ein zufrieden-satt, was über mehrere Stunden anhält.

Keto und Migraene und Abnahme

Empfiehlst du denn ein Kaloriendefizit zum Abnehmen?​

Grundsätzlich empfehle ich eher nicht, Kalorien zu zählen. Bei vielen reicht es, die Kohlenhydrate zu reduzieren. Da bevorzuge ich auch die langsamere Variante, erstmal mit einer Mahlzeit anfangen und dann weiter steigern.

Wenn man dann in der Ketose ist, isst man automatisch viel weniger und dann kommt es ganz von allein zu einem Defizit. Fett sättigt einfach sehr gut. Wichtig ist aus meiner Sicht aber auch, wirkliche Essenspausen zwischen den Mahlzeiten einzuhalten.

Übrigens finde ich: Nicht möglichst schlank sein ist das Ziel, sondern möglichst gesund! Das schlank sein kommt dann meist von selbst.

Da hilft die LCHF Ernährung sehr, denn Fett ist so wichtig für unser Gehirn und für andere Zellen. Wir müssen noch viel mehr weg kommen von der Fettangst. Gleichzeitig werden die negativen Effekte der Kohlenhydrate reduziert. Wie schädlich der Zucker ist, merkt man erstmal, wenn man ihn nicht mehr isst.

Ist für dich die dauerhafte Ketose eine Option?

Nein, das halte ich für keine gute Idee. Es kann schon sein, dass man ein paar Monate braucht, um wirklich Keto-adaptiert zu sein und dann auch die Vorzüge zu genießen, aber ich würde mich nicht lebenslang so ernähren. 

Wichtig ist, dass sich der Stress durch ständig schwankende Blutzuckerspiegel normalisiert und der Fettstoffwechsel trainiert wird. Für optimal halte ich die Fähigkeit, zwischen beiden Stoffwechselarten wechseln zu können. Wir sind dann metabolisch flexibel und profitieren dadurch gesundheitlich.

Allerdings ist die Gefahr immer groß, dass man zurückfällt in die Kohlenhydrat lastige Ernährung. Und dann kann es sein, dass man nur noch sehr wieder zurückfindet in die Low Carb-Ernährung. Das wäre schade, denn das hat einem ja vorher schon nicht gutgetan.

Eine gute Möglichkeit ist es, sich nach eine Ketoernährung moderat Low Carb zu ernähren und das mit dem Intervallfasten zu kombinieren. Damit benutzt man weiterhin seinen Fettstoffwechsel und kann leichter das Gewicht halten. Auf eine Mahlzeit zu verzichten oder auch nur in einem bestimmten Zeitfenster zu essen, kann manchmal einfacher sein als den ständigen Blick auf die Kohlenhydrate zu haben.

Eine letzte Frage zum Schluss: Wie sieht deine Ernährung heute aus?

Ich esse sehr viel mehr buntes Gemüse, auch sowas wie Süßkartoffel. Je nach Anlass auch mal ein Stück Kuchen oder ein Dinkelbrötchen. Aber hauptsächlich ist es noch immer kohlenhydratreduziert und die Basis meiner Ernährung ist Gemüse. ES TUT MIR GUT, UND ES SCHMECKT!

Du möchtest mehr von Avocadooo und Anne Goldhammer-Michl hören?
Dann habe ich gute Neuigkeiten für dich!

Anne bietet Einzelberatung (online, persönlich oder telefonisch) an; außerdem gibt sie Kochkurse und hält (Online-) Vorträge. Sie kommt aber auch in Firmen und berät zu Gesundheitsthemen.
Schau mal auf ihrer Website avocadooo.de vorbei, dort findest du alle weiteren Infos!

Liebe Anne,
vielen Dank für
das tolle Interview! 

 
 

2 Kommentare zu „Keto und Migraene – ein Interview mit Anne Goldhammer-Michl“

  1. Liebe Anne,

    herzlichen Dank für dieses spannende Interview und die hier beschriebenen Einblicke in die persönlichen Erfahrungen rund um das „Abenteuer Ernährung“ 🙂

    Und natürlich auch Danke für den weiterführenden Link zu Annes feiner Arbeit 🙂

    Ganz herzliche Grüße sendet Dir

    Dein Rösle

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